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Bastard Operator from Hell #6 - #10

Nach oben Bastard Operator from Hell #6

© Simon Travaglia , Übersetzung auf Deutsch: Florian Schiel

Es ist Freitag; also gehe ich früher zur Arbeit, sogar noch vor dem Mittagessen. Das Telefon klingelt. Sch....

Ich blättere den Ausredenkalender um.

"Sonneneruptionen" steht da. Ok, darüber muss ich erst ein bisschen recherchieren. Zwei Minuten später bin ich fit für den ersten Anruf.

"Hallo?" sage ich.

"WO SIND SIE GEWESEN! ICH HABE SCHON DEN GANZEN VORMITTAG ANGERUFEN UND NIEMAND GEHT RAN!"

Ich hasse es, wenn sie mich schon am frühen Morgen anbrüllen. Es deprimiert mich irgendwie. Sie wissen, was ich meine ...

"Äh, ja. Tja, wir hatten heute morgen auch wieder extrem starke Sonnenaktivität. Das kann böse Auswirkungen auf die Kommunikationsleitungen haben...", sage ich, zuckersüss.

"Häh? Aber sonst habe ich doch jeden erreicht?!"

"Tja, das ist durchaus möglich. Die Auswirkungen erhöhter Sonnenaktivität sind ziemlich un-vor-her-seh-bar. Letzte Woche hatten wir sogar den Fall, dass ein paar Files einfach vor den Augen ihres Besitzers verschwunden sind, während er noch damit gearbeitet hat ..."

"Wirklich?"

"Kein Sch...! Äh, wollen Sie, dass ich Ihren Account schnell checke?"

"Äh, ja. Ich hab ein paar wichtige Dateien drin..."

"Ok, wie war noch Ihr Username ..."

Er sagt ihn mir. Ehrlich, eine Mücke mit einem Sprengsatz zu erledigen, ist schwieriger. Mit einem atomaren Sprengsatz. Mit AWAC Unterstützung. Sch....!

(Ich verzichte ab jetzt auf den klickediklackediklick Teil, ok?)

"Wieviele Dateien sind in Ihren Account?" frage ich.

"Ähm, also, etwa 20 in meiner Doktorarbeit, circa 10 mit den Daten dazu, und noch etwa 20 für das Buch, das ich gerade herausgebe."

"Hm. Ich glaube, wir schauen erst mal, was noch zu retten ist. Also, da sind noch zwei Files lesbar, .cshrc und .login ..."

"AAAAAAAAAAAaaaaaaaaaarrrrrrrrrggggggghhhhhhhh!!!!!!!"

Er schluchzt leise ins Mikrophon - mir kommen auch die Tränen!

"Was mach' ich nur?" schnüffelt er.

"Ok, haben Sie irgendwas davon auf Floppy gesichert?"

"Schon, aber die sind schon Wochen alt!" Ich spiele mit dem Schalter des Floppy-Löschers.

"Ok", sage ich, "wie wär's, ich komme kurz rüber und lade die Backups in Ihren Account, damit Sie pronto weiterarbeiten können?"

"Das wäre toll", wimmert er, "aber die Floppys habe ich zu Hause. Ich fürchte, die muss ich heut' Nacht selber runterladen."

"Gut. Aber denken Sie daran, was ich vorhin gesagt habe: Sonneneruption sind Gift für Disketten und Maschinen. Sie müssen Ihre Floppys unbedingt vor der gegenwärtigen Sonnenaktivität schützen. Sonst verlieren Sie noch alle Daten."

"Wie mach ich das? Sie in Alufolie wickeln?"

"UM GOTTES WILLEN, NEIN! Alufolie ist das Schlimmste! Sie wissen doch was mit Alufolie im Microwellenherd passiert, oder?!"

"Doch.."

"Dann verwenden Sie's auch nicht! Es gibt nur eine sichere Methode, Disketten erfolgreich zu schützen..."

"Und wie?"

"MAGNETISCHE FELDER! Packen Sie Ihre Floppys in einen Kopfkissenbezug gefüllt mit möglichst vielen Magneten. Sie können zum Beispiel die von Ihrem Kühlschrank nehmen. Sie wissen schon, mit denen Sie ihre Zettel dort festpinnen - Solarpartikel hassen magnetische Felder."

"Wow. Danke."

"Gern geschehen. Es ist nur mein Job..."

Sch...., ich mache Fortschritte.


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© Simon Travaglia , Übersetzung auf Deutsch: Florian Schiel

Ich finde, so ein verantwortungsvoller Posten wie meiner sollte mit einer angemessenen Mittagspause vergütet werden. Für die paar Stunden setze ich den Hausmeister auf meinen Stuhl, damit es nicht so aussieht, als ob wir unsere Pflichten vernachlässigen würden (sic!). Ich erkläre ihm, dass er nur darauf achten muss, dass der Hörer nicht aus Versehen auf der Gabel landet. Er ist einverstanden und ich verschwinde.

Zuerst die Bank. Ich lasse 20 Mark in Zehnpfenningstücke wechseln und frage dann nach meinem Kontostand. Während der Angestellte noch tippt, ziehe ich unauffällig den Netzstecker von seinem Endgerät. Es stirbt natürlich und ich sage, dass ich in Eile bin und dass ich gerne den Manager von diesem Sauladen sehen möchte.

Er walzt durch die Tür wie ein gut gefüttertes Riesenbaby und fragt mich, ob es ein Problem gäbe. Ich sage, alles, was ich wolle, sei mein Kontostand und ob das denn zuviel verlangt sei und dass ich immer noch in Eile sei. Dann kreuze ich die Finger. JA! Er findet das herabhängende Netzkabel, steckt es wieder rein und loggt sich ein, MIT DEM MANAGER ACCOUNT.

Ich stolpere wie zufällig an den Schalter und stosse aus Versehen 200 Zehnpfenningstücke hinunter. Der Manager beachtet mich nicht, aber alle anderen tauchen nach den Münzen. Ich beobachte ungestört, wie er sein Passwort eintippt - mit der halsbrecherischen Geschwindigkeit von einem Zeichen pro Sekunde! Gar kein Problem, der Hardliner macht es mir sogar noch leichter, indem er ein semantisches Wort als Passwort gewählt hat: ZINSEN. So ein Scherzkeks! Ich verziehe keinen Gesichtsmuskel. Nicht ganz einfach, wenn ich an meine überschuldete Hypothek denke. Heute Nacht werde ich da einiges richtigstellen... Ein Benutzer, den ich noch vom D(eletion)-Day '94 kenne, nähert sich, um mich anzuquatschen. Sogar der Manager schüttelt abwehrend den Kopf, aber es ist zu spät. Er hält direkt vor mir und richtet das Wort an mich!

"Ähm, Entschuldigung. Könnten Sie mir einen Tip geben, welchen Computer ich am besten für meine Diplomarbeit kaufe?" ?!

Genau.

"Schon mal vom neuen Pentium gehört?" frage ich.

"Ja..."

"Meiden Sie den wie die Pest! Kaum jemand weiss das, aber man handelt sich fürchterliche Probleme ein, wenn man ein Betriebssystem so schnell laufen lässt. Manche von den Kisten machen über 100 Millionen obstructions per second. Sie können sich ja vorstellen, dass da eine solch billige Kiste aus dem Takt kommen muss, nicht? Die Katastrophe ist praktisch vorprogrammiert!"

"Oh!"

"Nehmen Sie lieber was Sicheres und Bewährtes. Ein ZX81 mit dem doppelten Cassettenlaufwerk, wenn Sie das kriegen können. Im Vertrauen: Die sind nicht mehr leicht zu bekommen, weil alle Leute, die wirklich was davon verstehen, natürlich nur bewährte Technik kaufen. Kaufen Sie bloss keine Harddisk dazu. Sie haben doch sicher schon gehört, wie oft die kaputtgehen? Cassetten dagegen halten ewig!"

"Danke, super!"

"Keine Ursache! Wie war doch noch gleich Ihr Username?"

Er sagt ihn mir. Gerade noch rechtzeitig für D-Day 96. Man sollte meinen, dass sie's irgendwann lernen!

Zurück an meinem Arbeitsplatz finde ich den Hausmeister - eingeschlafen vor dem Terminal. Ich frage ihn, ob er nicht lieber hier arbeiten möchte, aber er lehnt dankend ab. Hier hat er nicht die Möglichkeit, Leute in der Toilette aufzuschrecken...

Ich lege den Hörer zurück auf die Gabel und sofort klingelt es. Ich hasse es, wenn es das tut. Ich brauche immer eine Ewigkeit, die Earphones nachher wieder reinzupfriemeln.

Diesmal ist es anders. Die heisseste Mieze auf dem Campus ist dran - und sie hat ein Computerproblem! Ich liebe solche Augenblicke. Sie machen den Job erst dazu, was er ist.

"Wie ist Ihr Username?" frage ich - als ob ich es nicht auswendig wüsste.

So schnell ich kann überfliege ich ihre persönliche email - das meiste nur todlangweiliges Zeug - und grepe die gesamte User email nach ihrem Usernamen. Nichts - vortrefflich!

"Wie kann ich Ihnen helfen?" flöte ich charmant.

"Ich kann mein Dokument nicht abspeichern. Es sagt etwas mit zuwenig Speicherplatz."

"Das werden wir gleich haben", sage ich und lösche alle anderen Files auf ihrer Platte - ausser den ihrigen natürlich. "Jetzt sollte alles funktionieren..."

"Oh, vielen, vielen Dank", haucht sie ins Mikrophon.

Ich notiere mir, dass ich morgen wieder etwas an ihren Account herumdoktere.

Das Telephon läutet, fast bevor ich es wieder auf der Gabel habe.

"Meine Daten sind alle weg!" schreit jemand am anderen Ende.

"Wann war das?" frage ich.

"Gerade eben...", sagt er schluchzend.

"Aha. Tja, Kopf hoch. Es sind noch drei Tage bis zum Semesterende.

Wenn Sie Tag und Nacht dran bleiben, werden Sie schon noch eine Drei minus schaffen:"

Er schluchzt noch zwei-, dreimal leise und legt auf. Schwächling!

Das Telephon läutet schon wieder!

"Der Bildschirm an meinem PC ist so schwach. Ich kann kaum die Buchstaben erkennen. Soll ich den Helligkeitsregler hochdrehen?"

"NEIN!" schreie ich. "Fassen Sie den Knopf nicht an! Haben Sie auch nur die leiseste Ahnung, was da für eine Strahlung 'rauskommt, wenn Sie den Knopf ganz zum Anschlag drehen?!"

"Also ich .." sagt sie verunsichert.

"HÖREN SIE AUF MEINEN RAT!" sage ich. "Es gibt nur einen SICHEREN WEG, ein schwaches Display aufzumöbeln, und das ist: Nadelenergieimpulse in die Treiber geben!"

Die Worte 'Nadelenergieimpulse ' und 'Treiber' sind zuviel für sie. Wenn Leute solche Ausdrücke hören, gehen sie automatisch in 'dummy mode' und machen ALLES, was ich sage. Ich könnte ihr jetzt vorschlagen, nackt, nur mit einem Netzkabel bekleidet über den Campus zu sprinten und sie würde es wahrscheinlich machen...Hmmmm.

"Haben Sie zufällig ein übriges Netzkabel 'rumliegen?"

"Nein..."

"Oh, naja. Dann müssen wir das mit den Nadelimpulsen probieren... Also, Sie schalten jetzt so schnell Sie können Ihren PC ein und aus. Einfach den Kippschalter hin und herflippen, verstehen Sie? Etwa dreissig mal."

"Soll ich vorher meine Disketten 'rausnehmen?"

"NEIN! Wollen Sie alle Ihre Daten verlieren?!"

"Oh. Nein, natürlich nicht. Also..."

Ich lausche gespannt.

..klick klack klick klack klick klack klick klack klick klack kl BUMM! Erstaunlich! 27 oder 28. Normalerweise macht sich das Netzteil schon nach dem achten oder neunten Mal in die Hose!

"MEIN COMPUTER! ER RAUCHT!" schreit sie an anderen Ende.

"Wirklich?? Da muss ein Fehler im Netzteil gewesen sein! Gut, dass wir das geklärt haben! Haben Sie noch Garantie auf die Maschine?"

"NEIN!"

"Du liebe Güte! Was für ein Pech! Tja, dann hilft nur reparieren lassen. Haben Sie wenigstens Ihre Daten gesichert?"

"Ja, ins System, gestern erst. Aber die ganze Arbeit von heute morgen ist futsch!"

"Sie Ärmste! Wie war Ihr Username? Ich will gleich mal checken, ob Ihre Backups ok sind..."

Sie sagt ihn mir...


Nach oben Bastard Operator from Hell #8

© Simon Travaglia , Übersetzung auf Deutsch: Florian Schiel

Ich sitze wie üblich an meiner Konsole. Ein Benutzer ruft an.

"Hallo, Kontrollraum. Simon am Apparat. Wie kann ich Ihnen helfen?" sage ich.

"Ich komme nicht in meinen Account" nuschelt es am anderen Ende.

"Wie lautet bitte Ihr Username?" frage ich. Sie gibt mir ihren Usernamen. Ich schaue in ihren Account.

"Kein Problem, da war nur ein nicht-ausführbares login file. Ich hab's richtig gestellt. Jetzt sollten Sie ohne Probleme 'reinkommen:"

"Danke."

"Kein Ursache. Schönen Tag noch!"

HÄHH?! fragen Sie sich jetzt. Ist der BASTARD OPERATOR FROM HELL endlich zum Guten bekehrt worden? Hat er aufgegeben?? REIF FÜR DIE KLAPPSMÜHLE??? Naaah. Der BASTARD OPERATOR FROM HELL wird ab heute überwacht. Alle Aktionen im Mainframe werden automatisch protokolliert. UND WENN DAS PASSIERT, werde ich normalerweise auch abgehört! Also muss ich hübsch brav sein, bis ich die Bugs entdeckt habe. Sollte nicht allzu lange dauern - vertrauen Sie mir!

Ah. Da haben wir schon eins. Im Telefonhörer, klar. Aber der Boss ist einer von der witzigen Sorte. Ich wette, da sind noch mehr. Ahja, ein anderer unter dem Telefon und ein dritter in meinem Keyboard. Zeit für eine kleine Kaffeeschlacht. Drei auf einmal.... hmmm. Ich bringe mal besser die ganze Kanne und warte auf Zeugen. Der System Manager kommt herein.

"Wo bleibt der Bericht, den ich gedruckt habe?" fragt er mit saurer Miene - er ärgert sich offensichtlich, dass ich mich am Telefon noch nicht ans Messer geliefert habe. Widersacher identifiziert!

Wie der Direktor der "BASTARD OPERATOR SCHOOL" (ich!) immer zu sagen pflegt:

"Es gibt kein Problem das sich nicht lösen lässt, indem man die Benutzerprozesse killt, alle ihre files löscht, ihre Accounts sperrt und ihre tatsächlichen Einnahmen dem Finanzamt zukommen lässt."

Ich ziehe den Ausdruck unter der Kaffeekanne hervor, wo ich plaziert hatte und die Kanne ergiesst sich über Telephone und Keyboard. Aus irgendeinem Grund standen beide übereinandergestapelt in der Nähe.

"Uuuups!" sage ich. Entsetzen malt sich auf meinem Gesicht. Sein Gesicht sagt mir, dass ich richtig lag.

"Glauben Sie ja nicht, dass Sie damit davonkommen, Simon", knurrt er und stampft hinaus.

Ich schalte den Ethernet Monitor ein und beobachte die Pakete, die aus seinen Pc kommen.

Ah. Ein Memo geht an den Laser im Büro des Direktors. Inhalt: Beendigung meines Kontrakts, fristlos. Ich mache schnell ein paar notwendige Änderungen an dem File, solange es im Spooldirectory liegt und lasse es dann an seine ursprüngliche Adresse weitergehen. Ich starte mein Programm 'endzeit', das -522 auf den PC knallt und der Mainframe macht sich in die Hose. Später, beim Booten, entferne ich das lästige Logging.

Als nächstes gehe ich in den Kabelraum und stecke meinen Walkmankopfhörer in den freien RS232 Port aus dem Büro des Direktors. Es ist erstaunlich, wie leicht man bugs ausstreuen kann, wenn man weiss, wo die Datenleitungen laufen!

Direktor: "Sind Sie sicher?"

SysMgr: "ABSOLUT SICHER!"

Direktor: "Und Sie wollen es sich nicht nochmal überlegen?"

SysMgr: "AUF KEINEN FALL!"

Direktor: "Nun gut, ich werde es sofort an die Personalabteilung weiterfaxen..."

SysMgr: "HERVORRAGEND!"

Zwei Sekunden kommt der Systemmanager herein. Er lächelt. Es sieht aus wie das Lächeln eines grossen, satten Haifischs.

"Tja, ich werde Sie vermissen, Simon...", beginnt, noch ganz erfüllt von der eben geleisteten Entscheidung.

"Oh?" sage ich zuckersüss und heuchele Neugier. "Wohin gehen Sie denn?"

"Nein, Simon", sagt er genussvoll, "Sie gehen:"

"Eine BEFÖRDERUNG!" sage ich. "Sie haben endlich diesen Brief an den Direktor geschickt, dass er ein gottverdammtes Arschloch ist und dass Sie aufhören?"

"Nein..."

"Sind Sie sicher? Der ist aber viel besser als der über meine Entlassung..."

"W..." Seine Pupillen weiten sich eine kleine Idee.

Es ist, als ob man ein Walross mit dem Sofakissen erschlagen würde. Er rast los, um das Fax zu stoppen. Nur, nachdem er gerade gekündigt hat, >klickediklackedi< funktioniert sein card key nicht mehr ...

Anfänger...

Das Telephon klingelt. Es ist derselbe wie vorhin.

"Ich komm' jetzt in meinen Account, aber ich hab' keinen Speicherplatz mehr auf der Platte..."

"Moment, ich schau, was ich tun kann."

>klickediklackedi<

rm -r *


Nach oben Bastard Operator from Hell #9

© Simon Travaglia , Übersetzung auf Deutsch: Florian Schiel

Ich fahre zur Arbeit und klebe hinter diesem alten Trottel, der klassische SLOW DRIVER FROM HELL. Sein Tacho hat bei 20 die rote Linie und kommt ins Schlingern, wenn er die Kurven mit mehr als 5 nimmt. Ich verbrauche ein halbes Kilowatt in meiner Hupe, aber sein Hörgerät ist anscheinend auf Flüstern eingestellt. Keine Chance vorbeizukommen!

Ich memoriere sein Kennzeichen. Genau genommen tue ich das seit fünfzehneinhalb Minuten sechzigmal in der Minute. Mannomannomann...

Ich denke, da ist wieder mal ein Anruf in Flensburg fällig. Vielleicht könnte man auch den Wagen als gestohlen registrieren. Gestohlen von Waffenhändlern aus den vorderen Orient. Gefährlich... Endlich in der Arbeit blättere ich als erstes den Ausredenkalender um. "ELEKTROMAGNETISCHE STÖRSTRAHLUNG VON FUNKTIONSUNTÜCHTIGEN SATELLITEN". Klingt gut; vielleicht wird es doch noch ein netter Tag.

Ich logge mich als "FUCKYOU" ein (der Kummerkasten-Account für die Benutzer) und rufe die mail auf. Drei Nachrichten sind drin. Die erste hat 117 Zeilen, eine Plaudertasche offensichtlich. Sch...., ich hasse das! Anstatt einfach zu sagen:

"Der und der Account braucht mehr Speicherplatz" fangen sie an zu erzählen über was für einen Mist sie für welchen idiotischen Dozenten zu forschen haben und dass es schon gestern hätte fertig sein sollen, und dass sie's auch geschafft hätten, aber dann hatte die Kusine dritten Grades plötzlich einen Magendurchbruch und einen riesigen Blutverlust und musste ins Krankenhaus gebracht werden... usw usw.

Ich lösche die Mail unbesehen.

Die zweite Mail stammt offensichtlich von jemandem, der nicht mit dem Mailprogramm umgehen kann. Da ist nur der Header, aber keine Nachricht. Ich antworte mit direktem Reply: "Keine Sorge, wir kümmern uns darum, am nächsten Dienstag."

Hoffentlich war's was Wichtiges!

Die dritte Mail hebe ich mir für morgen auf. Samstag wäre ein gar zu langweiliger Tag - sollte ich jemals am Samstag arbeiten müssen! Das Telephon klingelt. Ich dachte, das hätte ich 'repariert'! Ich klemme mir den Hörer unters Kinn, damit ich gleichzeitig die Pizza in die Mikrowelle schieben kann.

"Ja?", rufe ich hektisch.

"Irgendetwas stimmt nicht mit meiner Bootdisk. Ich kann den Server nicht erreichen."

"Haben Sie das Laufwerk dabei?"

"Klar!"

Ich hole mir die Disk und stecke sie zusammen mit der Pizza in die Mikrowelle. Fünf Minuten ULTRA-NUKE! Sechs Minuten später ruft er wieder an.

"Es funktioniert immer noch nicht, aber jetzt höre ich auch noch komische Geräusche aus dem Laufwerk und es riecht irgendwie angebrannt."

Angebrannt? Ich untersuche den Boden meiner Pizza. Naaah, nix angebrannt. Dem Jungen geht nur die Phantasie durch!

"Oh, Sch....", sage ich, " das sind wieder diese Störstrahlungen von ausgemusterten Satelliten."

"Tatsächlich? Davon hab' ich auch schon gehört..." Wow!

"Aha! Tja, ich schätze, Sie müssen sich 'ne neue Bootdisk zulegen..."

"Oh. Naja, macht auch nix. Die alte hätte es sowieso nicht mehr lange gemacht. Danke."

"Keine Ursache. Und denken Sie immer daran, den Virenchecker FDISK ab und zu laufen zu lassen, wenn Sie wichtige Daten auf Ihrer Disk haben..."

"Werd' ich machen. Danke!"

"Alles klar - ist nur mein Job!"

Racing läuft viel zu langsam für einen erfahrenen Spieler; also kille ich eben mal alle Database Prozesse, die sich den Löwenanteil an CPU holen, und gebe Racing Priorität -10. Besser, viel besser. Verdammt hart, so an der vordersten Front: Immer nur Arbeit, Arbeit, Arbeit...

Ich gönne mir einen schnellen 2-Stunden-Snack in der Cafeteria. In der Cafeteria sind immer alle ganz reizend zu mir. Zumindest seit es mal diesen dummen Computerfehler gegeben hat, der ihre Küche als Organ-Aufnahme-Station registrierte - ziemlich lästig! Ich schnappe mir noch ein paar Cokes und Crackers und mach' mich auf den Rückweg, diesmal durch die Anfänger Labs. Informatik, erstes Semester. Ich schaue durch das Guckloch an der Tür: Ein ganzer Hörsaal voller Frischlinge ohne Dozenten. Das kann nicht angehen! Ich stosse energisch die Schwingtüre auf und marschiere zur Tafel. "Es geht los, Herrschaften! Ich darf um Ruhe bitten. Sie dahinten, ja Sie, Sie sorgen dafür, dass uns niemand stört. Blockieren Sie einfach den Eingang. Wer zu spät kommt, soll sich das für's nächste Mal merken.

Also, ich bin ihre Vertretung heute und wir wollen jetzt mal den üblichen Kram, den Sie sonst machen beiseite lassen und uns über ein paar fundamentale Befehle aus der Praxis unterhalten. Wir beginnen mit einer der wichtigsten Funktionen überhaupt, dem REMARK- Befehl, oder, wie er allen Kenner bekannt ist, 'rm *' ..." Ich hätte vielleicht doch besser Professor werden sollen - ich hab' den richtigen Draht zu den jungen Leuten, wissen Sie...


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© Simon Travaglia , Übersetzung auf Deutsch: Florian Schiel

Ich soll als Experte in einer Vorlesung "Grundlagen Systemverwaltung" auftreten; so steht es in der Einladung. Also überlasse ich den Kontrollraum den bewährten Händen von Sam, dem Hausmeister, und gehe hinüber.

Die Vorlesung läuft wie am Schnürchen. Gegen Ende verkündet der Dozent, dass die Studenten "nunmehr 10 Minuten Gelegenheit haben, einem Mann der Praxis, einem richtigen Operator" Fragen zu stellen.

Ich hole meinen Pad und Stift heraus und sage:

"Bevor wir anfangen, folgender Vorschlag: Könnten Sie bitte Ihren Usernamen nennen, bevor Sie eine Frage stellen. Auf diese Weise kann ich Ihnen gewisse Probleme an konkreten Beispielen erläutern. Das ist einfacher zu verstehen."

Der Dozent schluckt es - mit Senf und Catsup. Beispiele sind per default gut. Sag niemals was gegen Beispiele an einer Uni!

"Ok, erste Frage. Sie da drüben..."

"Wie beurteilen Sie den Schutz von persönlichen Daten auf einem Mehrbenutzersystem?"

"Wie war Ihr Username?"

"CMS1103."

>kritzelkratzel<

"Schutz von persönlichen Daten ... Hmmm. Ein heisses Thema, wirklich. Sie denken zum Beispiel, wenn jemand Ihre private mail liest, worin Sie sich mit Ihrem Therapeuten unterhalten? Zum Beispiel, warum Sie sich vor Ihrer Frau immer im Schrank verstecken?"

"AAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRRGGGGGGGHHHHHH!!!!!"

"Oh. Das kam wohl nicht so gut an. Oder er musste dringend weg. War vielleicht kein so gutes Beispiel. Nächste Frage, bitte. Ja, Sie da hinten..."

"CMS1136. Ich würde gerne ..."

"Ah. 1136, der einzige User an der ganzen Uni, der inalt.sex.buggery.by.sailors.in.mums.clothing aboniert ."

"Nur für rein wissenschaftliche Zwecke!"

"Natürlich! Für einen Wissenschaftler haben Sie eine beträchtliche Posting-Statistik dort, finden Sie nicht?"

"NNNNNGGGGGGAAAAAAAAGGGGGGGHHHHHH!!!!"

"Der nächste bitte..."

..

.

Zwei Minuten später sind wir allein im Hörsaal. Das ist eben das Problem mit den heutigen jungen Leuten: Die wollen nichts mehr lernen... Ich gehe zurück zu meinem Kontrollraum und Sam ist schon wieder auf der Konsole eingeschlafen. Ich glaube jetzt, er ist DOCH hinter meinem Job her. So ein Einsatz...

Ich nehme mir vor, bei Gelegenheit ein paar notwendige Änderungen in der Gehaltsdatenbank vorzunehmen. Man kann nie vorsichtig genug sein... Kranken- und Unfallversicherung braucht Sam eigentlich nicht. Ich lege den Hörer auf die Gabel - das erste Mal heute nachmittag - und sofort fängt das Ding an zu rattern. ES REICHT! Um mein Mittagsschläfchen zu retten, leite ich den Anschluss auf 110 um. Das wird ihnen eine Lehre sein! Ups, fast vergessen, den Ausredenkalender umzublättern.

"Statische Aufladung wegen Nylon Unterwäsche"

Naaah, viel zu plausibel - obwohl, ich könnte die Unterwäsche von Fall zu Fall persönlich überprüfen... nee, lieber nicht, weiss was dabei ans Tageslicht kommt. Ich blättere eins weiter.

"Statische Aufladung durch Plastik-Rechenschieber"

Na, das ist doch mal was! Eine echte Herausforderung!

Ich hebe die Telefonumleitung auf und plaziere dann den Papierkorb unter dem Druckerauswurf - endlich eine technisch fortgeschrittene Lösung! Während ich noch mein Werk bewundere, läutet es. Das könnte der grosse Wurf werden!

"Hallo?"

"Hallo, ähm, wie kann ich mein File auf Rechtschreibfehler prüfen?"

"Ganz einfach. Tippen Sie 'spell' und den Filenamen."

"Danke."

Ich bin wieder mal höllisch hilfsbereit heute morgen. Vor allem weil ich weiss, dass meine spezielle Version von 'spell' Fehler erzeugt, statt sie zu beseitigen. Aus 'Freund' wird 'Fruend' und umgekehrt.

Ein Augenschmaus!

Das Telefon klingelt - sie sind's wieder.

"Irgendetwas stimmt nicht mit dem 'spell' Programm."

"Wie kommen Sie denn da drauf?"

"Weil mein File plötzlich voll mit Fehlern ist!"

"Hm, das klingt nicht gerade nach 'spell'. Sind Sie über Ihren PC eingeloggt?"

"Ja, aber ich ..."

"Bitte, überlassen Sie die technische Diagnose mir! Also, ist da irgendwo ein Rechenschieber auf oder in Ihrem Schreibtisch?"

"Ähm >klapper< ja, aber..."

"Aha. Haben wir's schon. Sie haben eine statische Aufladung auf Ihrer Festplatte, verursacht von den wechselnden elektrostatischen Feldern, die der Rechenschieber erzeugt - Sie wissen schon: so, wie er kleine Papierfitzel anzieht, wenn sie ihn an Ihrem Pullover reiben..."

DUMMY MODE ON

"Oh. Was kann man da machen?"

"Sie wissen doch, wie Sie solche lästigen Papierfiezel von Ihrem Rechenschieber weg bekommen? Genau, Sie schlagen damit auf die Tischkante, bis die elektrischen Felder sich im Erdmagnetfeld auflösen. Machen Sie das gleiche mit Ihrem PC. Sagen wir, zwanzig mal - heben Sie ihn etwa dreissig Zentimeter über den Tisch und lassen ihn fallen."

"Ah, gut. Bleiben Sie kurz dran?"

"Sicher."

Das würde ich nicht mal für die Simpsons verpassen!

>polter<

>polter<

>polter<>klirr<

"Äh, hallo? Der Schirm ist plötzlich dunkel geworden..."

"Das ist ganz normal, das macht er immer; soll er sogar. Machen Sie weiter. Und wenn Sie mit dem PC fertig sind, machen Sie sicherheitshalber das Gleiche auch noch mit dem Schirm. Manchmal breitet sich die Aufladung über die Kabel bis in den Schirm aus."

>polter<

>polter<

>polter<>schepper<

..

Ich lege auf. Später gehe ich raus in den öffentlichen CIP-Pool und träufle unauffällig Honig in die Schlitze der Floppy Laufwerke, als plötzlich ein Typ auftaucht, der verdammt wie Lee Harvey Oswald aussieht, und mich über den Haufen schiesst. Aber der Knall kommt aus dem Maschinenraum, und während ich an einer blutbesudelten IBM Maschine zusammensacke, höre ich den Ex-System-Manger im Hintergrund kichern...

Noch später, im Krankenwagen, wird mir klar, dass ich von dem Typen nicht mal die Userkennung habe... Dann wird alles dunkel.

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